Rainer Innreiter
April 4, 2017
Ich habe Autorenkollegen nach ihrer Phantasienschmiede befragt. Hier sind ihre Antworten.
Hallo Rainer Innreiter!
1. Wo schreibst Du Deine Bücher?
Zeitgemäß an einem Laptop, auf einer unzeitgemäß schlammgrauen Couch sitzend, fläzend, herumschlingernd. Gewiss: Romantischer wäre es, mit der Feder Geschichten zu Büttenpapier zu bringen. Dies scheitert jedoch an meiner sogar für mich selber unlesbaren Schrift, die höchstens als Geheimschrift für die CIA brauchbar wäre. Warum meine Couch schlammgrau ist? Um meine Gedanken nicht abzulenken. Es mag seltsam klingen, bizarr und unnachvollziehbar, doch ich brauche eben jene Tristesse, um meine Ideen zu erden. Schließlich habe ich mich der düsteren Phantastik verschrieben, nicht dem Verfassen romantischer zwischen-Sandstrand-und-Salatbar-Lektüre, für die es einer pinken Couch bedürfte. Aber haben Sie schon mal eine pinke Couch beim Möbelhändler gesehen? Bis es soweit ist, bleibe ich bei dark fantasy.
2. Was ist das Besondere an diesem Ort?
Ich kann nur in meiner winzigen Single-Wohnung schreiben, nicht in einem Café, nicht in der Bibliothek, nicht in der einsamen Hütte im Wald (diesen Schreibtipp widmete Ihnen ein gewisser Michael Myers), nicht im Speisewagen zwischen Hamburg und Berlin, und was der potenziellen Schreiborte mehr sein mögen. Sehen Sie, ich bin Katzenmensch: Ich brauche das Gewohnte, um mich zu entspannen, und hierzu zählen mein eigener Laptop, meine Kaffeemaschine (Spoiler: Der Autor dieser wohlfeilen Zeilen ist Kaffeetrinker), mein Geschirrspüler, der Blick auf meine Bücher und DVDs. All dies vertraute strahlt dringend benötigte Beruhigung fürs Schreiben aus. Gerade diese Gewöhnlichkeit des mich umgebenden Mobiliars inspiriert mich zum Verlassen der gewohnten Pfade und zum Betreten herbeiphantasierter Orte. So, wie ein Huhn vom Erklimmen der azurnen Weite gleich einem stolzen Adler träumen mag, fabuliert mein von der Öde und Tristesse des Alltags geplagter Geist von dunklen, verborgenen Welten jenseits eines Textverarbeitungsprogramms, welches aus verständlichen Gründen anonym bleiben möchte. Und nein: Weder zieren meine Wände von Blut triefende Poster, noch trinke ich meinen Kaffee wie weiland die Normannen aus Totenschädeln. Der Kaffee würde ja doch nur zwischen den Zähnen oder aus den Nasenlöchern austreten und meine Couch bekleckern.
3. Welche Hilfsmittel benutzt Du zum Schreiben? (Kaffee, Musik)
Bei Saft und Koffein, hau ich in die Tasten rein.
Prinzipiell vermeide ich Ablenkungen musikalischer Art, obwohl viele meiner Geschichten von Musikstücken inspiriert wurden. Wie andere Leute es schaffen, zwischen „Metallica“, einem am Fernseher im Hintergrund laufenden Fußballspiel und dem Schleudern der Waschmaschine die Nerven zum Schreiben zu finden, kann ich nicht nachvollziehen. Das muss nicht viel heißen: Ich kann ja auch nicht nachvollziehen, warum sich Leute teure Vitamin-Präparate kaufen, anstatt einfach mal einen Apfel zu essen und tagsüber vor die Tür zu gehen (Anmerkung: Mit dieser Aussage möchte ich natürlich keinesfalls nachtaktive VampirInnen diskriminieren).
4. Welche Deiner Bücher sind an diesem Ort entstanden?
Nebst mehreren Kurzgeschichten der in Bälde erscheinende Roman „Vollkoffer“, die sehnsüchtig von unterdrückten Männern erwartete Gegendarstellung des Frauenromans. Dieser Roman soll meine gewagte These stützen, wonach nicht alle Männer attraktive durchtrainierte und erfolgreiche Karrieristen sind, sondern mitunter eher nachtlichttaugliche, bierbäuchige Normalos. Bitte nicht vergessen: Diese gewagte These stellte zum allerersten Mal der Schreiber dieser Zeilen auf! Welcher Kategorie Mann er deroselbst zuzurechnen ist, bleibt natürlich ein Geheimnis.
Mehr Infos zu Rainer Innreiter und seinen Büchern findest Du auf: http://www.rainer-innreiter.at/
Danke Rainer für Deinen Beitrag!
Bildquelle: Rainer Innreiter